Zwangsrekrutiert ist die rechtliche Bezeichnung für das Schicksal, das die zwischen 1908 und 1927 geborenen jungen Elsässer und Lothringer erlebten. Sie wurden von 1942 bis 1945 aufgrund der Dekrete von Gauleiter Robert Wagner vom 25. August 1942 für das Elsass und von Gauleiter Joseph Bürckel vom 19. August 1942 für das Departement Moselle gegen ihren Willen in die deutsche Wehrmacht und in die Waffen-SS eingezogen.
Die Zwangsrekrutierung traf rund 65.000 Elsässer im Departement Bas-Rhin, 40.000 im Departement Haut-Rhin und 30.000 Lothringer. Das Elsass und das Mosel-Gebiet wurden unter Verletzung internationalen Rechts durch einen Willkürakt des Naziregimes de facto annektiert. Dabei blieben das Elsass und das Mosel-Gebiet rechtlich weiterhin französisch und seine Einwohner französisch.
Die Zwangsrekrutierung von Elsässern und Lothringern waren Kriegsverbrechen, die 1945 vom Nürnberger Kriegsverbrechertribunal als solche anerkannt wurden. Ein annektiertes Volk zu zwingen, die Uniform des Siegers zu tragen und an die Front zu schicken, verstößt gegen das Kriegsrecht.
Am 9. August 1942 fand im „Führerhauptquartier Werwolf“ in der Nähe von Winniza in der Ukraine ein Treffen statt, an dem neben den Nazigrößen Keitel, Bormann, Himmler, Ribbentrop, Lammers, Stuckart sowie den drei Gauleitern Wagner (Gauleiter von Elsass), Bürckel (Gauleiter von Lothringen) und Simon, Chef der Zivilregierung von Luxemburg, auch Adolf Hitler teilnahm.
Die Teilnahme von Adolf Hitler belegt die hohe Bedeutung, die das Nazi-Regime der Rekrutierung der Bewohner aus dem Elsass und aus Lothringen beimaß. Für Gauleiter Robert Wagner sollten die Bewohner der drei französischen Departements durch die Teilnahme an Kampfhandlungen im Rahmen der Germanisierung von Elsass-Lothringen noch enger an das Großdeutsche Reich gebunden werden.
Am 23. August 1942 wurde im Reichsgesetzblatt jedoch festgelegt, dass nicht alle Elsässer, Lothringer und Luxemburger en bloc deutsche Staatsbürger werden würden, sondern nur die Einberufenen und diejenigen, die „als bewährte Deutsche“ anerkannt werden sowie deren Ehefrauen und minderjährigen Kinder. Voraussetzung für die letztere Gruppe war, dass sie mindestens zwei Großeltern hatten, die in Elsass-Lothringen, Luxemburg oder Deutschland geboren waren.
Gegen diejenigen, die sich der Zwangsrektrutierung widersetzten, wie auch gegen deren Angehörige wurden schwere Strafen verhängt: Verhaftung, Internierung im Lager Schirmeck, Deportation und Enteignung des Familienbesitzes.
Die Zwangsrekrutierten kämpften in der Wehrmacht und in der Waffen-SS. 80-90 % von ihnen wurden an die Ostfront geschickt, um gegen die Sowjetunion zu kämpfen. Andere wurden bei Kämpfen in Albanien, Skandinavien, Jugoslawien, Italien sowie in der Normandie und in Südfrankreich eingesetzt.
Insgesamt kehrten 40-50.000 Zwangsrekrutierte nie zurück. Gleichzeitig wurden Männer und Frauen zum deutschen Reichsarbeitsdienst und zum Kriegshilfsdienst verpflichtet.
Viele der Zwangsrekrutierten, von denen die meisten erst zwischen 1945 und 1955 nach Hause zurückkehrten, trugen physische und psychische Stigmata der Kämpfe und der Internierung in Russland.
Sie versuchten, die Zwangsrekrutierung zu vergessen und mussten oft mit der Schande leben, dem Feind gedient zu haben.
Die Internierung von Zwangsrekrutierten in Russland im Lager 188 in Tambow
Soldaten, die an der Front gefangen genommen oder zu den sowjetischen Linien übergelaufen waren, wurden sofort einem Verhör unterzogen. Während den Überläufern ein „Zertifikat“ ausgehändigt wurde, dass ihre Desertion bezeugte, wurden die anderen mehr oder weniger brutal misshandelt.
In der Gefangenschaft unterschied sich das Schicksal der beiden Gruppen kaum. Die an der Front ausgestellten Bescheinigungen wurden wieder eingezogen und verloren für diejenigen, die sie bei sich behalten konnten, jeden Wert.
Um nach Tambow zu gelangen, durchliefen viele Gefangene zunächst mehrere andere Durchgangslager, die oft noch tödlicher waren als Tambow selbst. Insgesamt ist die Anwesenheit von Elsässern und Lothringern dank sowjetischer Dokumente aus dieser Zeit in mehr als einhundert Lagern der GUPVI (Zentraldirektion für Kriegsgefangene und Internierte des Volkskommissariats für innere Angelegenheiten) belegt, die über die gesamte Sowjetunion verteilt waren.
Bei den verschiedenen Durchsuchungen wurden den Gefangenen die wenigen persönlichen Gegenstände abgenommen, die sich noch in ihrem Besitz befanden: Fotos, Uhren, Stiefel. Am Zielort angekommen, wurden sie unter Quarantäne gestellt, medizinisch versorgt und dann auf Baracken verteilt, die zwei bis drei Meter unter der Erde lagen, sodass nur durch die Dachluken Luft und Licht eindringen konnten. Neben dem Hunger war es die Erinnerung an diese Baracken, die die Gefangenen in Tambow am stärksten geprägt haben.
Im Alltag war das Leben im Lager von Arbeitsperioden, einer kargen Mahlzeit und politischer Bildung bestimmt. Neben den Tätigkeiten, die mit dem normalen Unterhalt des Lagers verbunden waren, mussten die Zwangsrekrutierten besonders harte körperliche Arbeit verrichten: Holz hacken und in die Wälder rund um das Lager transportieren, eine Schleuse bauen und Torf abbauen.
Diese Arbeiten, die unabhängig von den widrigen klimatischen Bedingungen ausgeführt wurden, waren umso zermürbender, da die Gefangenen durch Krankheit und schlechte Ernährung geschwächt waren.
Die Gesundheitsberichte, die die französischen Behörden bei der Rückkehr der Gefangenen erstellten, waren erschütternd. Ein Viertel der Häftlinge war an Typhus erkrankt, 15 % an Tuberkulose. Infektiöse Ruhr, Lungen- und Rippenfellentzündungen waren ebenfalls weit verbreitet. Schließlich hatten alle Gefangenen einen erheblichen Gewichtsverlust zu verzeichnen. Bei ihrer Rückkehr betrug das Durchschnittsgewicht der Gefangenen bei einer Stichprobe von 1.400 Personen 42 kg.
Ab Ende 1943 waren diese Gefangenen Schachfiguren in dem diplomatischen Spiel, das bereits die Nachkriegszeit vorbereitete. Nach der Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944 wurden 1.500 Gefangene aus dem Lager Tambow entlassen. Sie waren die einzigen, die vor der deutschen Kapitulation freigelassen wurden. Am Ende des Zweiten Weltkriegs waren diese Gefangenen ein Pfand, mit dem die Sowjets jederzeit Druck auf die französische Regierung ausüben konnten. Im Dezember 1945 beschloss die sowjetische Regierung, den größten Teil der Kriegsgefangenen freizulassen, mit Ausnahme derjenigen der besiegten Mächte (Deutschland, Italien, Japan), die weiterhin in Lagern interniert blieben.
Die noch in der Sowjetunion festgehaltenen Franzosen wurden nach und nach freigelassen. Im Laufe der Jahre nahm die Zahl der Rückkehrer ab. 1948 kehrten 19 Elsässer und Lothringer nach Frankreich zurück, 1949 waren es 12, 1950 nur noch einer, 1951 18, 1952 4, 1953 7 und 1954 keiner. 1955 wurde der letzte Zwangsrekrutierte aus den sowjetischen Lagern entlassen.
Zwangsrekrutierten aus Friesenheim, die als “für Frankreich gefallen” anerkannt wurden
BARTHELME Valentin Georges Antoine
Date de naissance : 09/05/1919
Date de décès : 28/10/1944
Lieu de décès : Kiew
BAUMGARTH Ernest
Date de naissance : 09/10/1917
Date de décès : 25/10/1944
Lieu de décès : près de Budapest
BAUMGARTH Paul
Date de naissance : 18/09/1922
Date de décès : 27/09/1943
Lieu de décès : Russie
BLESCH François
Date de naissance : 07/10/1925
Date de décès : 31/07/1944
Lieu de décès : près de Lepel, Russie
CHRIST Georges Joseph
Date de naissance : 20/06/1922
Date de décès : 26/03/1944
Lieu de décès : Près de Nevel à Gora, Pologne
FRANTZ Georges Antoine
Date de naissance : 17/12/1925
Date de décès : 08/02/1944
Lieu de décès : Rohmenen, Allemagne
FRITSCH Alfred Émile
Date de naissance : 22/03/1922
Date de décès : 18/08/1944
Lieu de décès : Brignoles, France
KLUMB Albert Victor
Date de naissance : 18/08/1921
Date de décès : 13/05/1945
Lieu de décès : Lieban, Allemagne
KUNTZMANN Georges
Date de naissance : 06/02/1912
Date de décès : 25/12/1946
Lieu de décès : Friesenheim, France
SCHALK Auguste
Date de naissance : 03/05/1909
Date de décès : 12/10/1944
Lieu de décès : Simonskall, Allemagne
WALTER Raymond
Date de naissance : 19/01/1921
Date de décès : 27/02/1945
Lieu de décès : Wittenberg, France
Die bekannten Zwangsrekrutierten aus Friesenheim, die zurückgekehrt sind
FRANZ Léon, KLUMB Paul, KUNTZMANN Albert, ZEIGER Xavier.